Das Bevölkerungswachstum und die Alterung der Bevölkerung führen in der Zukunft zu einem Mehrbedarf an medizinischer Versorgung. Der sich gleichzeitig akzentuierende Fachkräftemangel kontrastiert damit. Längere Wartefristen, Leistungs- und Qualitätsabbau drohen.
Bis zum Jahr 2029 werden in der Schweiz 788 000 Personen das Alter 65 erreichen. Nur 640 000 20-Jährige kommen im selben Zeitraum nach. Dadurch ergibt sich bis 2029 eine Lücke von 148 000 potenziellen Arbeitskräften. Bis 2040 vergrössert sich diese auf insgesamt 321 000.
Der Kanton Zürich ist als bevölkerungsreichster und wirtschaftsstärkster Kanton besonders betroffen In der Pflege geht man von einem Arbeitskräftemangel von 30 500 Personen bis 2030 und 39 500 bis 2040 aus. Bei den Ärztinnen und Ärzten fehlen 2000 Personen bis 2030, 5500 bis 2040.
Diese Zahlen zeigen eindrücklich, dass die Ausbildungsoffensiven bei den Pflegefachberufen zwar wichtig sind, aber nicht genügen werden. Bei den Ärztinnen und Ärzten muss sogar zuerst ein Umdenken in der nationalen Politik stattfinden, denn diese will noch immer die Anzahl Ärztinnen und Ärzte weiter beschränken.
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen und den drohenden Leistungs- und Qualitätsabbau zu entschärfen, muss die spital-ambulante Medizin gefördert werden. Ambulant bedeutet, dass die Patientin oder der Patient nicht im Spital übernachtet.
Ein wichtiger Pfeiler dafür ist die Efas-Vorlage (einheitliche Finanzierung ambulant und stationär), über die das nationale Parlament während 14 Jahren beraten und die nun im letzten Dezember verabschiedet wurde. Es ist also doch noch möglich, in der Schweiz Gesundheitsreformen durchzubringen.
Warum die Gewerkschaften das Referendum gegen die Efas-Vorlage ergriffen haben, bleibt schleierhaft. Offenbar will man lieber weiterhin die Probleme bewirtschaften, statt Lösungen erarbeiten.
Insbesondere die Gesundheitspersonen profitieren von der Förderung der spital-ambulanten Medizin. Sie hat den Vorteil, dass die Patientinnen und Patienten früher wieder nach Hause gehen und schneller gesund werden. Und sie wirkt sich positiv auf die Kostenentwicklung aus – bei gleichbleibender Qualität. Besonders wichtig ist jedoch, dass sie den Fachkräftemangel verringert. Sie ermöglicht neue Arbeitszeitmodelle, reduziert den Dreischichtbetrieb und führt insbesondere zu weniger Nachtschichten. Dank der verbesserten Arbeitsbedingungen gewinnen die Gesundheitsberufe an Attraktivität und die Gesundheitsfachpersonen verbleiben länger, zufriedener und mit höheren Arbeitspensen in ihrem angestammten Beruf.