Wer kann schon dagegen sein, in der Schweiz nur so viele Ressourcen zu verbrauchen und Schadstoffe freizusetzen, dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben?
Das Kind mit dem Bade ausschütten
Die Initiative der Jungen Grünen sieht auf den ersten Blick so aus, also ob damit eine Lösung für ein zentrales Anliegen der Grünliberalen möglich wäre. Nach detaillierter Betrachtung würde hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Was genau spricht nun aber aus Sicht der Grünliberalen gegen diese Initiative?
Beginnen wir mit dem ökologischen Fussabdruck: Damit wird gemessen, wie viel Fläche auf der Erde gebraucht wird, um all das herzustellen und zu entsorgen, was ein Mensch für seinen persönlichen Lebensstil benötigt. Ein Fussabdruck von einer Erde bedeutet, dass ein Land gleich viel Fläche hat, wie es an Ressourcen verbraucht. Die Initiative fordert, dass die Schweiz innerhalb einer Frist von zehn Jahren nur noch so viele Ressourcen verbrauchen darf, dass ihr planetarer Fussabdruck dem einer Erde entspricht.
Welche Staaten wären hier die Vorbilder? Einen Fussabdruck von einer Erde haben 15 Länder, unter anderem Afghanistan, Haiti und Madagaskar. Sie zeichnen sich durch extreme Armut aus und nicht etwa dadurch, dass sie Vorreiter in der Nachhaltigkeit sind. Im Vergleich dazu hat die Schweiz pro Kopf eine 80-mal höhere Wirtschaftsleistung. Aber vor allem: Der ökologische Fussabdruck der Schweiz ist nur fünfmal höher wie bei diesen extrem armen Staaten. Dies deshalb, weil sich aufgrund der bereits umgesetzten Massnahmen bezüglich Umweltschutz, Kreislaufwirtschaft, Biodiversität et cetera Wachstum und Umweltbelastung entkoppelt haben: Seit 1990 hat die Schweiz ihre Wertschöpfung mehr als verdoppelt und ihre Emissionen fast um 50 Prozent reduziert. Langfristig gesehen ist das Ziel, einen ökologischen Fussabdruck von einer Erde zu erreichen, absolut richtig. Wenn die Schweiz aber versuchen würde, dieses Ziel innerhalb von zehn Jahren zu erreichen, hätte dies auf vielen Ebenen negative Folgen. Die Preise für Mieten, Lebensmittel, Heizung und Mobilität werden explodieren. Dies wird insbesondere die ärmeren Menschen in der Schweiz treffen, weil der Staat gleichzeitig wegen tieferer Steuereinnahmen und hoher Ausgaben für die Transformation der Infrastruktur seine Leistungen zum Beispiel für Sozialhilfe kürzen müsste.
Kein tragfähiger Kompromiss
Die auf dem umweltideologischen Reissbrett konstruierte Umweltverantwortungsinitiative – welche von den Gegnern mit einer gewissen Berechtigung auch «Verarmungsinitiative» genannt wird, ist kein tragfähiger Kompromiss.
Die Grünliberalen werden daran arbeiten, dass die Nachhaltigkeit der Schweiz sich in den kommenden Jahren noch weiter verbessert, indem die umweltfreundliche Stromproduktion, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft gefördert werden. Zudem müssen Massnahmen im Bereich Bildung und Forschung sowie gesetzliche und steuerliche Rahmenbedingungen sicherstellen, dass innovative, umwelt- und klimafreundliche, effiziente Unternehmen die Schweiz als Standort bevorzugen.
GLP Knonaueramt