Bei den Gesamterneuerungswahlen im Frühjahr 2018 war eine Kandidatur für Claudia Ledermann noch kein Thema. «Erst im Juli 2019, nach dem Rücktritt von Susanne Leuenberger, habe ich die Fühler ausgestreckt – und zahlreiche positive Signale erhalten», sagt sie. Sie sammelte spontan die notwendigen Unterschriften – und trat bei der Ersatzwahl am 9. Februar 2020 an. Mit 1230 Stimmen verfehlte Claudia Ledermann das absolute Mehr um 189 Stimmen. Aber die von den Grünliberalen unterstützte Parteilose liess ihre Konkurrenz deutlich hinter sich. SVP-Bewerberin Antoinette Frey erzielte zwar das zweitbeste Ergebnis, erreichte aber knapp 500 Stimmen weniger.
Manuel Moser (FDP) und der parteilose Michael Bommel machten unmittelbar nach der Wahl bekannt, dass sie für den zweiten Wahlgang nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Dass nun SVP-Vertreterin Antoinette Frey ebenfalls das Handtuch wirft, liegt in erster Linie daran, dass die FDP Affoltern für den zweiten Wahlgang Stimmfreigabe beschlossen hat. Weshalb sie zu diesem Entscheid gekommen ist, will die Partei nicht kommunizieren. «Wir haben parteiintern mehrere Gründe gegeneinander abgewogen und
uns gegen eine Empfehlung entschieden», sagt Co-Präsidentin Margrit Meuter.
SVP-Seitenhieb gegen die FDP
Die SVP bedauert das – auch deshalb, weil bei den Gesamterneuerungswahlen 2018 die beiden Parteien gemeinsam Wahlkampf betrieben haben. Ohne freisinnige Unterstützung ist aber in diesem zweiten Wahlgang für die SVP wohl nichts zu gewinnen. «Es wäre ein vorbehaltloser Schulter schluss nötig gewesen, um den bürgerlichen Stadtratssitz zu halten», ist alt Nationalrat Toni Bortoluzzi überzeugt und fügt noch einen kleinen Seitenhieb hinzu. «Offenbar steht der FDP Mitte-Links näher als ein bürgerlicher Stadtrat.»
GLP-Beitritt
Claudia Ledermann hegt Sympathien für die Grünliberale Partei (GLP), von der sie im Wahlkampf Unterstützung erfahren hat. Sie wird der Partei nach
dem zweiten Wahlgang, bei dem nur noch das relative Mehr nötig ist, beitreten und dort auch liberale Werte hochhalten. Dem Stadtrat von Affoltern gehören zwei Parteilose an (Stadtpräsident Clemens Grötsch und Eliane Studer Kilchenmann). Die SP ist mit Martin Gallusser vertreten, die EVP mit Markus Gasser, die FDP mit Markus Meier und die SVP mit Claudia Spörri. Schafft Claudia Ledermann die Wahl, so ist die GLP erstmals in der Exekutive dabei.
Artikel aus dem Affolter Anzeiger vom 28. Februar 2020. Von Werner Schneiter